< zum Titel "Bäume der Welt"

Bad Allenmoos PlanBereits 1938 wurde das «Mösli» erbaut. Damit ist es nicht nur das älteste Beckenbad der Stadt Zürich, mit seinen 45'OOO Quadratmetern bleibt es die grösste Anlage dieser Art.

Viele der Besucher schätzen die schöne Parkanlage, aber nur die wenigsten wissen, dass sie sich in einem wahren Kleinod eines Arboretums befinden, denn das Bad beherbergt eine ausser­gewöhnliche Sammlung von Bäumen. Neben interessanten einheimischen Gehölzen gedeihen hier Exoten aus den entferntesten Ländern der Erde.

Wenn Sie den Rundgang durch die Anlage machen, spazieren Sie - im übertragenen Sinn - nicht nur durch die Wälder der Erde, Sie werden auch eine Reise in längst vergangene Zeiten machen. Die Ahnen einiger unserer Bäume standen nämlich schon in urtümlicher Zeit hier, als alleine die Dinosaurier die Erde beherrschten und Gott noch nicht mal den Entwurf des Menschen angefertigt hatte.

Folgen Sie bitte dem Plan und geniessen Sie die Reise!

Copyright © Daniel Schmid


PDF-Version: Bäume der Welt im Freibad Allenmoos

* Die folgenden Karten zeigen keine geobotanisch definierten Areale.


1 Beginnen Sie bei dem stattlichen Baum, der den Eingang zur Frauengarderobe bewacht. Verneigen Sie sich vor ihm, denn es ist der Götterbaum (Ailanthus altissima). Gleich um die Ecke finden Sie ein jüngeres Individuum der gleichen Art.

Sein lateinischer Gattungsname kommt ursprünglich von dem indonesischen Wort ailantes und bedeutet: «Baum, der so hoch ist, dass er an den Himmel reicht». Auch der englische Name «Trea of heaven» («Baum des Himmels») und unsere Benennung «Götterbaum» vermitteln die Vorstellung, es handle sich bei diesem Baum um einen Riesen. Sogar der Artname altissima - «der Höchste» - deutet aufs gleiche, dabei wird der Baum mit einer Maximalhöhe von kaum 30 m all diesen Würdigungen nicht gerecht.

Ursprünglich stammt der Götterbaum aus China, er wird aber als Zierbaum, Schattenspender und zur Bodenerhaltung in vielen Regionen angepflanzt. In Süd- und Zentraleuropa gilt er bereits als eingebürgert.

Stammt er zwar aus Regionen mit sauberer Luft, verkraftet der Götterbaum aber Luftverunreinigungen recht gut. Deshalb finden wir ihn an abgasbelasteten Strassenzügen und auf staubigen Fabrikhöfen wieder.

Die weiblichen Blüten haben einen betörenden Duft. Der männliche Baum wird selten angepflanzt, da er einen unangenehmen Geruch haben soll. Die Samen sind mit einem gedrehten Flügel ausgestattet, so dass sie langsam kreisend zu Boden fallen und vom Wind fortgetragen werden können.

Aus der Rinde der verschiedenen Götterbäume wird Harz gewonnen, das für Räucherwerk verwendet wird oder auch zur Behandlung von Durchfall und anderen Darmbeschwerden dient.

Götterbaum Blatt

Die Form der Fiederblätter erinnern an die der Esche (die wir später noch sehen werden), charakteristisch sind aber die 2 bis 4 «Zähnchen», die auf der Unterseite mit einer grossen Drüse versehen sind.
In China wurden früher auf diesen Blättern die Raupen des Seidenspinners gezüchtet.

3 Der Blauglockenbaum oder die Kaiser-Paulownie (Paulownie tomentosa) stammt eigentlich aus China. «Paulownie» wurde aber in vergangenen Zeiten eine japanische Kaisertochter gerufen. Das weisst darauf hin, dass der Baum über Japan zu uns gelangt ist. Die holzige, eiförmige Frucht soll sich dann auch stilisiert im Staatswappen von Japan wiederfinden.

Seinen deutschen Namen hat der Baum von seinen wohlriechenden, hellvioletten, fingerhutähnlichen Blüten. Sie sehen sie im Mai am noch(!) winterkahlen Baum an aufrecht stehenden Rispen. Zur Blütezeit ist der Baum ein unvergleichliches Schmuckstück, das immer wieder die Bewunderung von Betrachtern hervorruft, eigenartigerweise aber gar nicht so bekannt ist.

Die Kaiser-Paulownie wird in Gärten, Arboreten und als Strassenbaum in ganz Europa gezogen. Ihre Blütenknospen sind aber ohne schützende Hülle den Winterfrösten ausgesetzt, und in kühleren Gegenden fällt darum die Blüte manchmal aus.

Für die meisten Botaniker gehört die Paulownie in die Familie der Braunwurzgewächse, die sonst eigentlich nur Kräuter umfasst. Dem zu Trotz liefert die Pflanze ein hervorragendes Nutzholz, das im Orient in der Kunsttischlerei verwendet wird. Die Samen enthalten über 20% Fett, das zur Herstellung von Lacken verwendet wird.

Die Formen der Blätter sind sehr variabel: kleine Blätter sind ganzrandig, grössere haben 3 oder 5 flache Einlappungen.

5 Dem Trompetenbaum werden wir später noch mal begegnen. Verwechseln Sie ihn nicht mit dem Blauglockenbaum - die Blätter sind ähnlich!

6 Das Persische Eisenholz oder die Parrotie (Parrotia persica) kommt aus dem nördlichen Iran und dem Kaukasus. Es bildet enge Dickungen mit verschlungenen Stämmen und Ästen, die zusammenwachsen.

Solche natürliche «Pfropfen» gibt es auch bei angebauten Exemplaren. Wild erreicht das Eisenholz Höhen bis 20 m, im Anbau bleibt es aber deutlich kleiner.

Die Parrotie zeigt rund ums Jahr farbliche Reize: Von Februar bis März steht es in Blüte, die kurz darauf sich entfaltenden Blätter sind zu Beginn noch rötlich getönt. Im Herbst sind sie dann glänzend gold bis karminrot. Das Eisenholz ist dann ein optischer Anziehungspunkt unter den kleinen Ziergehölzen. Im Winter tritt besonders die gefleckte Rinde hervor, denn ähnlich wie bei den Platanen, die die Veloabstellplätze der Badeanlage beschatten, blättert bei der Parrotie die Rinde ab.

7 In höherem Alter mächtig ausladend, knorrig und kraftvoll, ist er der Baum der heiligen Haine und der Richtstätten, der in der Romantik vielbesungene Eichbaum, genauer die Stieleiche (Querqus robur). Die Eicheln sitzen an langen Stielen, daher der Name («Traubeneiche» heisst ihre Schweizer Schwester, auch Aufgrund der Anordnung der Früchte). 

Die Stieleiche imprägniert ihr Kernholz mit einer dunklen Masse. Robur bedeutet ja «die Härte», «die Festigkeit». So wurde Robur zum Begriff der 

Eiche, und den Eichenwald nannte man Roburetum. Daraus wiederum entstanden die italienischen Dorfnamen Roveredo und Rovereto.

Im Mittelalter bildete die Stieleiche die Grundlage der Schweinemast und des Schiffbaus. Später beheizte man mit ihrem Holz die ersten Hochöfen. Und dass wir heute nur noch wenige Eichen in unseren Wäldern finden, liegt u. a. daran, dass durch den Ausbau des Eisenbahnnetzes im letzten Jahrhundert viele Eichenholz-Schwellen unter die Schienen zu liegen kamen. Das gegen Zersetzung widerstandsfähige Holz ist auch heute noch sehr gesucht.

Beachtlich ist das Alter, das diese Bäume erreichen. Es bewegt sich an der Obergrenze der für einen Laubbaum möglichen Lebensspanne: Die Eiche bei Erle (D) soll rund 1400 Jahre alt sein.

Viele alte Eichen stehen heute unter Naturschutz und werden mit grossem Aufwand erhalten. Dieser rechtfertigt sich durch den hohen Schutzwert für Tiere, insbesonders Insekten.

Eichenblätter tragen nicht selten die durch bestimmte Insekten hervorgerufenen «Galläpfel», die besonders gerbstoffreich sind. Aus diesen Blattdeformationen wurde früher die urkundenechte Eichengallus-Tinte hergestellt. Die Rinde ist reich an Tanninen, die zum Gerben gebraucht werden. Sie liefert auch schwarze, braune und gelbe Farbstoffe.

Die hier zu sehenden Pyramideneichen (Querqus robur 'Fastigiata'), Abarten der Stieleiche, besitzen mit ihren nach oben strebenden Ästen eine völlig atypische Form und gleichen damit eher der Säulenpappel, der wir noch begegnen werden.

Wenn Sie in Längsrichtung des Beckens in Richtung Nichtschwimmerbad blicken, sehen Sie dort eine weitere, diesmal solitäre Pyramideneiche, deren Form besonders gut zum Vorschein kommt.

8 Zur Zeit der Pfahlbauer waren weite Teile des Schweizer Mittelland mit geschlossenen Buchenwäldern bedeckt. Die Rotbuche (der Name kommt von dem rötlichen Holz) ist optimal an unsere Verhältnisse bezüglich Klima und Boden angepasst ist. So bildet sie zwischen 600 und 1200 m.ü.M. natürlicherweise monokulturähnliche Wälder.

Das wäre auch heute noch so, hätte der Mensch nicht die Wälder zurückgedrängt und die Artenzusammensetzung durch Anpflanzungen (vor allem der Fichte) verändert.

In Buchenwäldern müssen die Waldbodenpflanzen im Frühjahr ihr jährliches Wachstum und die Blüte vollenden, bevor das Kronendach zu dicht wird und das Licht stark abschirmt (was auch das dürftige Wachstum unter diesem Baum erklärt). Dafür finden sich im Herbst unter Buchen gute und ertragreiche Pilzplätze.

Die Verbreitung der Buche beruht auf der Gedächtnisschwäche von Eichhörnchen und Eichelhähern, die die Bucheckern im Herbst sammeln, in Depots verstecken und dort manchmal vergessen. Als Dunkelkeimer treiben die Früchte nur aus, wenn sie mit Laubstreu bedeckt sind. Im Frühjahr ist der Waldboden voller jungen Buchen, deren grosse, halbrunde Keimblätter viel Öl enthalten.

Die Purpur- oder Blutbuche ist eine rotblättrige Varietät der Buche. Sie entsteht durch spontane, erbliche Änderungen (Mutationen) gewöhnlicher Buchen, ist also vereinzelt auch natürlich vorkommend in unseren Wäldern zu finden. Das grüne Chlorophyll der Blätter wird durch ein Pigment überdeckt. Die Buntblättrige Buche (Fagus silvatica 'Roseomarginata') mit ihren rosa berandeten Blättern ist die häufigste Art der zweifarbigen Blutbuchen und wird als Parkbaum kultiviert.

Schauen sie sich mal die Unterseite eines Blattes an: der Baum wird gerne von der Wolligen Buchenblattlaus befallen, die sich durch wollige Ausscheidungen vor ihren Feinden schützt.

Aus dem rötlichen Buchenholz werden Möbel, Werkzeug- und Bürstenstiele, Parkette und viele gedrechselte Gegenstände des täglichen Gebrauchs (z. B. Stuhlbeine) hergestellt. Nicht zuletzt finden wir das Holz auch als Stengel der heute gängigsten Glacésorten (ohne Namen zu nennen). Die Samen oder «Bucheckern» dienten früher als Tierfutter. Das Öl, das sie enthalten, wurde auch zur Beleuchtung verwendet.

Wie viele andere Bäume, z.B. die Eichen, machen die Buchen sogenannte «Mastjahre». Alle 3 bis 4 Jahre tritt eine «Bucheckermast» mit einer grossen Produktion von Samen auf. Würden die Bäume jedes Jahr etwa gleich viele Samen hervorbringen, würde sich die tierische Population darauf einstellen und den grössten Teil der Samen fressen. Durch die unregelmässige Samenmenge ist die Fortpflanzung der Bäume besser gewährleistet.

Blutbuche Blatt

9 Vor über 30 Millionen Jahren wuchsen diese Bäume auch bei uns. Einst waren die Tulpenbäume nämlich über die ganze Nordhemisphäre verbreitet. Versteinerungen ihrer Verwandten sind in über 100 Millionen Jahre alten Fossilien in Nordamerika und auf der Insel Sachalin gefunden worden. Wie andere Arten sind sie bei uns durch die Eiszeiten verdrängt und ausgerottet worden. Der Tulpenbaum ist damit heute eine der Pflanzengattungen mit einem «disjunktiven Areal» (disjunktiv lat. = trennend), d.h. seine heutigen Verbreitungsgebiete (Nordamerika und China) sind durch Meere voneinander getrennt.

Auf die Tatsache, dass viele fremde Baumarten vor den Eiszeiten bei uns heimisch waren, berufen sich diejenigen Förster, die solche Bäume gerne in unseren Wäldern anpflanzen. Sie vergessen dabei aber, dass die einheimische Fauna einige tausend Jahren Zeit gehabt hat, sich an die Pflanzenwelt anzupassen. Unsere Insekten, Vögel, Nagetiere und grossen Waldbewohner vermögen darum mit den eingeführten fremden Pflanzen selten etwas anzufangen. So schön und interessant diese Exoten auch sind, unserer Tierwelt zuliebe sollte man in Wäldern, Gärten und an Alleen einheimischen Pflanzen den Vorzug geben.

Zur Zeit der ersten Siedler bildete der Tulpenbaum (Liriodendron tulipifera) im östlichen Nordamerika noch ausgedehnte Waldungen. Der Anblick dieser mächtigen bis 60 m hohen Bäumen musste die europäischen Einwanderer geradezu überwältigen. Leierförmige Blätter und tulpenähnliche Blüten waren für sie völlig ungewöhnlich. daher wurden die Bäume auch früh in Kultur genommen. Sie gehören zu den ersten Importen aus der Neuen Welt, bereits 1663 wurden sie erstmals nach Europa gebracht.

Mit seiner hohen, prächtigen Erscheinung ist der Tulpenbaum auch heute noch ein beliebtes Gewächs für Parkanlagen und Erholungsgelände. Die im Sommer lebhaft grünen Blätter färben sich im Herbst golden und zitronengelb. Juni bis Juli steht der Baum in Blüte. Drei grüne zurückgebogenen Kelch- und sechs tulpenähnliche (daher der Name), grüngelbe Kronblättern mit orangefarbenen Streifen bilden ein Blume. Daraus entsteht der ebenso eigenwillige Fruchtstand aus Flügelnüssen. Wie seine Verwandten aus der Familie der Magnoliengewächse führt der Tulpenbaum in seinen Blüten noch sehr ursprüngliche, wenig differenzierte Verhältnisse vor, die noch mancherlei Anklänge an die stammesgeschichtlich älteren Nadelbäume aufweisen.

Das Holz ist sehr wertvoll. Deshalb wird der Tulpenbaum in Europa auch mancherorts versuchsweise in die Waldbestände eingeführt. Es ist ein Kernholz, das mit dem Altern des Baumes seine Farbe ändert. Es wird im englischen auch «Pappelholz» genannt: Holz von jungen Bäumen ist weiss («white poplar»), von älteren gelb («yellow p.») und von sehr alten blau («blue p.»). Das weiche, feingemaserte Holz wird in der Heimat des Baumes gerne in der Zimmerei, in der Möbelherstellung und im Bootsbau verwendet. Es reisst nicht und lässt sich gut bearbeiten. Für die Möbelherstellung war Furnier aus «Kanarien-Holz» beliebt, das aus dem unteren Bereich des Stammes gewonnen wurde. Dem Bast des Baumes werden heilkräftige Eigenschaften nachgesagt.

Mit ihrer typischen vierlappigen Form sind die Blätter des Tulpenbaumes unverwechselbar.

10 Gestatten Sie mir, mich hier zwischen diesen drei Bäumen allgemein über die Gattung Ahorn (Acer) zu äussern: in der Schweiz finden wir vier einheimische Ahornarten, das ist wenig. Amerika hat zehnmal mehr Ahornarten, und auf der ganzen Nordhalbkugel der Erde gibt es deren 148 (ein paar als Zuzüger" auch im Allenmoos). Der Grund dieser Artenarmut in Mitteleuropa ist der Alpenquerriegel, der den Pflanzen während der Eiszeit den Fluchtweg vor den anrückenden nordischen Gletschern abschnitt. Viele Arten starben in Mitteleuropa aus, während sie in Amerika und Asien überlebten. Von dort holen wir nun wieder einige herbei, etwa den amerikanischen Silberahorn (Acer saccharium) (siehe Nr. 26) oder den Japanischen Zierahorn mit den roten zerschlitzten Blättern.

A propos Eiszeit: Sollten Sie von der "Exkursion" schon müde geworden sein (geistig oder körperlich), machen Sie hier eine Pause, geniessen ein feines Glacé, und lesen gemütlich etwas weiter!


Zu Teil 2: Robinie, Gelbholz, Ginkgo, Birke, Erlen, Hängebuche, Schnurbaum, Metasequioa, Pyramidenpappel, Esche, Vogelbeerbaum >