≡ Schweizer Schwimmbad-Verzeichnis

Geschichte der Schweizer Schwimmbäder

Die ersten «Freibäder»

Badeweiher Hofwil1822 liess Philipp Emanuel v. Fellenberg auf dem Landgut Hofwil ein künstliches Schwimmbad mit Sprungturm erbauen. Dies nachdem einer der Zöglinge der dortigen «Erziehungsanstalt für Söhne höherer Stände» beim Baden im Moossee ertrunken war. Fellenbergs Schwimmbad und die unten beschriebene «Akademische Badeanstalt» sind vermutlich die ersten künstlich erbauten Freibäder der Schweiz, und die zweiten resp. dritten von Europa.
(1971 genügt der Badeweiher den hygienischen Anforderungen nicht mehr. Der Kanton Bern will die Anlage als Denkmal erhalten und renoviert das Badhaus.)

Folgende Informationen wurden von Frau Susanna Ruchti-Bolli freundlicherweise zugestellt:

Das Römerbädli, wie es bei den Hofwilern heisst, wurde 1971 trocken gelegt, weil der Sandstein undicht geworden war. Aus Kostengründen hat man die Sandsteinstufen durch Betonstufen ersetzt. Heute ist das Römerbädli ein stiller Platz zum Ausspannen für die Studierenden des Gymnasiums, und wird auch für Feste, Theateraufführungen und Gottesdienste genutzt. Die hohe Mauer geht fast rund um die Anlage. Mit dem malerischen Dach diente sie als Garderobe und war Windschutz - es ist oft recht zugig in der Gegend.

Im Unterschied vielleicht zum Geiselweid (das vielfach fälschlicherweise als erstes Schweizer Becken-Freibad bezeichnet wird - Anm.) hatte der Schwimmweiher eine eigene Quelle - oder hat man früher das Wasser der Eulach gebraucht, um das grosse Geisi-Becken zu füllen?

Übrigens: Das bekannte Lied Luegit vo Bärg und Tal stammt auch aus Hofwil - neben der Erziehungsanstalt für Söhne aus besserem Haus gab es auch eine Armenschule - die Wehrliknaben, und das Lied war das Abendlied der Wehrliknaben. Dies nur nebenbei...

1822 wird die «Akademische Badeanstalt» unterhalb des Bundeshauses mit einem von der Aare gespeisten Badebecken eröffnet. Es existieren noch andere Namen wie «Schwimmschule», «Badweiher», «Kaltbadanstalt» und «Fröschenweiher».
(Die Badeanlage muss 1958(ni) einer Grünanlage weichen)

Seit es Menschen gibt, zieht es sie ans Wasser. Lange begnügen sie sich, im Freien die Kleider abzustreifen und ins Wasser zu steigen. Mal ist es aber verpönt oder gar verboten, nackt zu baden, und bald sollen gar Männlein und Weiblein nur noch getrennt ins kühle Nass tauchen dürfen.
Einfache, hölzerne Badehütten schiessen an den Gewässern aus dem Boden. In den Ballungszentren muss der Badebetrieb aber besser organisiert werden – der Siegeszug des Kastenbades beginnt:

Die Zeit der Kastenbäder beginnt...

Im 19. Jhd. (das genaue Baudatum fehlt noch) entstand das «Bains des Dames» in Neuenburg/Neuchâtel. Der Bau des Frauenbades mit direkt über dem See liegenden Terrassen wurde ermöglicht durch den Chocolatier Suchard (1797–1884). Der Architekt hiess Léo Châtelain.
Frauen (und Kinder) erhielten mit dem Bad einen privilegierten Zugang zum Wasser, und konnten ausser Sichtweite Schwimmen.
(Heute befindet sich in der ehemaligen Badeanstalt – die für über 1 Mio. CHF renoviert wurde – ein etabliertes Restaurant. Die ehemals auch «Bains des dames de l’Evole» genannte Anlage gehört zu den Kulturgütern Kat. B. Es sind die letzten Überreste der 17 Einrichtungen dieser Art, die einst in Neuenburg erbaut wurden.)

1831 wird das «Pfalzbadhysli» zu Füssen des Basler Münsters eröffnet. Bereits in der ersten Saison üben sich 75 Schüler im Schwimmen. Für die Basler Frauen baut die GGG - die «Gesellschaft zur Förderung des Guten und Gemeinnützigen» - 1847 nebenan eine Frauen-Badeanstalt.
(Die Bäder existieren nicht mehr.)

1837 wird beim Bauschänzli an der Limmat in Zürich einFrauenbad Zuerich «Badehaus für Frauenzimmer» eingerichtet (wird 1888 durch das heutige Frauenbad Stadthausquai ersetzt). Bis 1900 entstehen am unteren Zürichseebecken weitere neun Kastenbäder aus Holz mit strikter Trennung nach Geschlechtern.

1983 entsteht am Zürcher Bürkliplatz ein Männer- und Knabenbad mit zwei Becken und einem Sprungbrett zum See.
(Das schwimmende Kastenbad an der heutigen "Schwanenrampe", in dem auch Schwimmunterricht durchgeführt wurde, fällt 1964 einem Föhnsturm zum Opfer (zo, 68, 46, 94)).

... und die der ersten Hallenschwimmbäder...

1842: Liverpool, 1845: London und 1854: Hamburg: Die ersten öffentlichen (baulich geschlossenen) Badeanstalten Europas werden eröffnet.

1864 zieht mit Winterthur die erste Schweizer Stadt mit der vom Stadtbaumeister Bareiss erstellten "Bad- und Waschanstalt" im maurischen Stil nach. Das 8x12m grosse Schwimmbad wird jährlich von rund 10 000 Personen besucht. 1872 kostet ein Eintritt 15 bis 30 Rappen, je nach Alter, Geschlecht und Badezeit.(84)
(Das Bad wurde 1915 abgebaut.)

1864 lehnt sich das Kastenbad desMännerbad Schanzengraben Zürich Männerbades Schanzengraben an die alte Zürcher Stadtmauer.
(Es existiert noch heute als eines der wenigen Schweizer Männerbäder.)

1869/70 wird das Flussbad Schwäbis in Thun in Schweizer Holzstil erbaut. Es gilt als zeittypisches Beispiel für die Berner Oberländer Badehaus- und Tourismusarchitektur.
(Die Holzbadi steht heute unter Denkmalschutz und ist vollständig renoviert.)

1870 erstellt der Stadtbaumeister Joh. Gottfried Meyer daSchaffhausen-Rhybadis Rheinbad Schaffhausen. Wie ein grosses Schiff steht es in der Strömung, gestreifte Vorhänge flattern vor den Garderobenkabinen im «Spitz». Die Geschlechtertrennung wird streng eingehalten, zwei separate Stege führen zu den beiden Anlagehälften.

1872 entsteht an der Hafenmole von Genf ein Bau aus Holz auf Stelzen: «Les Bains Pâquis».
(Das Bad wird 1889 erweitert, 1890 werden sie Besitz der Gemeinde und öffentlich. Werktags ist Eintritt zu bezahlen, an Sonn-und Feiertagen ist der Zugang kostenlos. Ein Teil der Gratis-Stunden ist für Frauen reserviert, um Promiskuität zu verhindern(85). Die Bäder werden abgebrochen und 1932 in neuem Stil aufgebaut.)

Um 1873 werden in Rorschach am Bodensee von einer Aktiengesellschaft eine Mädchen- und eine Knabenbadeanstalt gegründet (abgebrochen 1923/24).

Seebad Caumasee 18801880 wird am Caumasee eine Badeanstalt gebaut. Bereits 1835 war eine Badehütte erstellt worden, das türkisgrüne Wasser des Lag la Cauma galt als heilkräftig.
(1906 wird das Seebad durch einen Neubau im Chaletstil mit zwei nach Geschlechtern getrennten Nichtschwimmerbecken und Umkleidekabinen ersetzt. Auch dieses Bad existiert nicht mehr.)

Bereits 1882 sind auch im Hafen von Weesen (Walensee) Badehäuschen aufgestellt.(zi)
1920 wird das Strandbad Weesen eröffnet (siehe weiter unten).

1882 wird die "Badanstalt Zug an der Seelikon"Zug Seebad Seelikon 1882 als erstes Zuger Seebad eröffnet. Die Architektur besteht aus einem auf Pfählen stehenden Holzbau mit einem Frauen- und einem Männerabteil, Badezellen mit Duschen sowie einem Bureau für die Aufsicht. Über Leitern und Treppen steigt man in die Seewasser gefüllten Badezellen hinunter. Die für 12'500 Franken erbaute Anlage dient vorwiegend der Körperhygiene.
Die Badeanlage wird im Laufe der Zeit mehrfach umgestaltet. 1950 wird der Architekt Walter F. Wilhelm – trotz hoher Budgetüberschreitung – für das neue Seebad Seeliken gelobt. Die Nichtschwimmerbecken sind streng nach Frauen und Männern getrennt. Die Geschlechtertrennung wird erst 1971 formell aufgehoben. Die Männergarderobe gehört heute zum "Inventar der schützenswerten Denkmäler im Kanton Zug".

1884-85 wird die Seebadeanstalt Luzern gebaut: Ein Kastenbad, ein Pfahlbau im Cottagestil mit nach Geschlechtern getrennten Bassins, deren Tiefe sich mit verstellbaren Holzrosten regulieren lässt. Während die Männer in den See hinaus schwimmen können, müssen die Frauen innerhalb der «Anstalt» verweilen.

1885 wird durch Niklaus Morgenthaler in Ursenbach ein Badeverein geründet, dieser baute noch im selben Jahr einen "Badeweiher" in den Massen 12x6 Meter und nahm diesen in Betrieb. Der Badeweiher wird 1903 an die Gemeinde verschenkt. 1947/48 wird die Badi ausgebaut und mit dem noch heutigen Becken 25x12 Meter versehen.

1886 erbaut, erinnert das Rheinbad St. Johann an ein Schiff. Die Badeanstalt ist (damals noch) mit Holzwänden umschlossen, im Innern befindet sich das Schwimm- und das mit einem Hubboden versehene Nichtschwimmbecken.

1886 ist das Baujahr eines Männerbad beim Arboretum am Zürcher Mythenquai.(94)

1888 entsteht dasFrauenbad Zürich Stadthausquai Frauenbad Stadthausquai in Zürich, ein «Laubsägeli-Bad» mit orientalisch geschwungenen Ecktürmchen. Das eingelassene Becken wird mit einem geflochtenen Dach überdeckt, um noble Blässe zu bewahren. Die geschlossene Bauform schirmt (neu)gierige Blicke ab...
(Für das Bad Stadthausquai gilt noch heute: Zutritt nur für Frauen.)

1890 kommt dasSeebad Utoquai 1920 Seebad Utoquai am Zürichsee dazu. Das zweiteilige Kastenbad an der vielbegangenen Strandpromenade ist bis heute Kult. (Das Bild ist von ca. 1920.)

1892 wird das kleine Lorrainebad an der Aare in Bern erstellt.

1896 wird im Limmatkanal vor dem Kraftwerk Letten eine geschlossene Flussbadeanlage errichtet. Der auf Stützen stehende Holzbau wird über den Damm erreicht, und ist in eine Frauen- und Männerseite zweigeteilt.
(Das Bad wird 1930 abgerissen und später durch das heutige «Obere Letten» ersetzt.)

1896 erbaut Stadtbaumeisters Albert Pfeiffer das Frauenbad Dreilinden St. Gallen Frauenbad Kreuzweiher / Dreilinden in St. Gallen: Für das männliche Geschlecht standen schon einfache Badehäuschen am Knabenweiher zur Verfügung, nun können auch die Frauen schwimmen gehen.
(Am Kreuzweiher gibt es noch heute ein Frauenbad.)

1898 wird das Rheinbad Breite in Basel erstellt. In der hochbeinigen Metallkonstruktion wird bis 1929 nach Geschlechtern getrennt gebadet. Der Badebetrieb findet innerhalb der Anlage in eingelassenen Becken mit Hubböden statt. Später kommt ein mit Schwimmbalken markiertes Badeareal ausserhalb des Gebäudes dazu, in dem die Schulen ihren Schwimmunterricht durchführen.

1903 öffnet in Binningen das Luft- Licht und Sonnenbad St. Margarethen des «Naturheil-Vereins Basel». Hohe Wände trennen Mädchen von Knaben, Frauen von den Männern.
Das Bad bleibt in weiten Bereich unverändert, es weist noch heute Frauen- und Männer-Séparées auf.

1905 wird im Badeanstalt Robenhausen WetzikonRobenhauser Ried bei Wetzikon eine hölzerne Badeanstalt am Aabach errichtet. Die Badezeiten sind streng nach Geschlechtern geregelt.
Der Badebetrieb in der Badi Robenhausen wird bis 1952 fortgeführt.
(Das Gebäude wird später zum Bootshaus umfunktioniert, und steht noch heute.)

1906 ist das Geburtsjahr vomVolksbad St- Gallen - alte Postkarte Volksbad St. Gallen. Es wird die zweite geschlossene Badeanstalt der Schweiz, 44 Jahre nach derjenigen in Winterthur. Es wird im Stil eines stattlichen Bürgerhauses mit vielerlei Verzierungen vom damaligen Stadtbaumeister Albert Pfeiffer erbaut. Mit Wannenbädern und Duschen ist das Volksbad auch "öffentliches Badezimmer" der Stadt (bei weitem nicht jedes Haus hat ein eigenes Badezimmer), es wird aber bald als Vorbote der Wellness-Tempel betrachtet.
Das Volksbad ist das älteste noch existierende Hallenbad der Schweiz.

1909 erbaut der «Naturheilverein» auf dem Zürichberg ein Luft- und Sonnenbad vom Typus der Kastenbäder.

1910: DasBad Unterer-Letten Flussbad Unterer Letten in Zürich wird erstellt. Stil des Männerbades (das «Frauenbad» mit Schwimmbecken kommt später dazu; heute ist das Bad gemischt) ist ein übliches Kastenbad aus Holz. Geschwommen wird in der Strömung eines Seitenkanals der Limmat.

1911 wird das Freibad Geiselweid in Winterthur (Planung: Robert Rittmeyer und Walter Furrer) fertiggestellt. Die Fortschritte im Bauen mit Eisenbeton haben es leichter gemacht, fernab von natürlichen Gewässern in künstlich gebauten Becken zu schwimmen. Die Sonnendecks sind geschlechtergetrennt. Das Becken bleibt lange das grösste der Schweiz.
(Das Freibad wurde 2007/08 saniert.)

1911 ersetzt das Bad «Egliseeholz» das «Badhysli am Riehenteich», das 1906/7 dem Badischen Bahnhof weichen musste(45, 46). In dem 80 Meter langen Schwimmbassin wird nach Geschlechtern getrennt gebadet. Das Bad ist dafür aber nicht eingerichtet, so werden separate Frauen- resp. Männer-Badestunden abgehalten.
(Das Bad wird 1931 zum heutigen Gartenbad Eglisee erweitert)

1919 entsteht das Strandbad Weggis Lido. Strandbad Lido WeggisEs ist eines der ersten Schweizer Freibäder, in denen nicht nach Geschlechtern getrennt gebadet wird.

1920 kauft Paul Odermatt-Mosmann – der Hotelier des 1910 eröffneten Kurhotels Fürigen über dem Vierwaldstättersee – die Harissenbucht und lässt eine Badeanlage bauen. Ab 1924 können Hotelgäste das Fürigen Strandbad Hotel BahnStrandbad Fürigen mit einer extra erstellten Standseilbahn erreichen.
(Der Betrieb des Hotels und der Fürigenbahn wird anfangs des 21. Jhrd. eingestellt, in der Harissenbucht steht heute ein Seerestaurant mit einem kleinen Hafen.)

1920 wird das Rheinbad Eglisau erbaut. Es gibt keine bauliche Trennung in dem Kastenbad, aber die Geschlechter baden bis in die 1960er Jahre separiert in eigenen Badezeiten.
(Das Rheinbad gilt heute als eine der letzten erhaltenen hölzernen Flussbadeanlage aus dem frühen 20. Jahrhundert in der Zürcher Landschaft.)

1920 wird das Strandbad Weesen eröffnet. Ganze Völkerscharen ziehen an schönen Wochenenden zu der Badeanlage.
(Von dem «Alten Strandbad Weesen» ist heute nur noch ein langer Sandstrand zu sehen ...)

1922: Eröffnung des ersten Lachenbades in Thun. Es gibt einen "Badeplan", nach dem Männer und Frauen abwechslungsweise Baden dürfen. Der Wechsel wird jeweils mit einer Glocke "eingeläutet".

1922 ist der Jahrgang des kleinen Seebades Zollikon. Noch zeigt das Holzbad am Zürichsee den typischen symmetrischen Aufbau, der sich durch die Geschlechtertrennung ergibt.

1922 wird das nach Plänen von Walther Sulser erbauteSchwimmbad Sand Chur Freibad Sand in Chur fertiggestellt. Die geschlossene Form mit den das zentrale Becken umgebenden Garderobe-Gebäuden aus gestrichenem Holz erinnert noch stark an die alten Kastenbäder, und auch im Schwimmbad Chur wird erst strikt nach Geschlechtern getrennt gebadet. Da man aus finanziellen Gründen auf den Bau einer zweigeteilten Badeanlage verzichtet hat, gibt es Frauen- und Männer-Schwimmstunden.
(In den Jahren 2002 bis 03 wird das Becken der Badi Sand saniert.)

1923-24 entsteht dieRorschacher Badhütte Badhütte Rorschach, die See­badeanstalt nach Plänen des Architekten Karl Köpplin. Die Form richtet sich noch nach den geschlossenen Kastenbädern des 19. Jahrhunderts, allerdings grenzen gegen den See hin nicht mehr Kabinenreihen den Blick ein: breite Liegeflächen laden ein zum Sonnenbaden.
(Bis in die 60er-Jahre wird nach Geschlechtern getrennt gebadet. Die Anlage ist das einzig verbliebene Bauwerk seiner Art am Schweizer Bodenseeufer.)

1923 gesellt sich das Seebad Wädenswil zu den Badeanstalten am Zürichsee. Die Trennung in zwei Hälften ist strikt, es existieren gar zwei Innenhöfe, in denen Schwimmunterricht geschlechtergetrennt durchgeführt werden kann.

1924 bewilligt das Bundesgericht der Gemeinde Moosseedorf Strandbad Moosseedorf 1939 Plakat BE zwei Badeplätze, die daraufhin am Moossee eine offizielle Badestelle mit Strand herrichtet.
(Die Badeanlage wird mehrmals erweitert, und auf die Saison '12 hin saniert und komplett neu aufgebaut)

1924:Bains Motta Freiburg «Bains de la Motta» in Fribourg ist der erste Schwimmbadbau des Ingenieurs und Architekten Beda Hefti (1897–1981), einem Pionier des Sport- und Schwimmbadbaus. «Motta» wird eine symmetrische Anlage im klassizistischen Stil.

1925 verkehrt das Zürcher Volk im neuen Strandbad Mythenquai. Eine wuchtige Bretterwand trennt die Geschlechter, sie wird aber nach Protesten abgerissen, und die bald erweiterte Anlage wird ein stark frequentiertes Familienbad. Das grosse Seebad bietet vielen Berufen einen Arbeitsplatz, wie die folgenden Inserate aus der Zeitschrift «Für die Körperkultur, Werbeschrift für Körperkultur, Strandbad-Verein Zürich, I. Jahrgang, Sommer 1925»(60) zeigen:

Freiluft-Turnen, einzeln oder in Gruppen in den Morgenstunden von 6-12 Uhr bei Otto Siegrist. Offizieller Turnwart im Strandbad. 14-18 Uhr Leitung des allgem. Spielbetriebes.

Wenn du einmal draussen im Strandbad das Flugboot der Firma Alfred Comte siehst, dann zögere nicht, vertraue dich dem sicheren Piloten der Firma, Herrn Ernst Frick und dem soliden Maschinchen an.

Strandbad-Photos erinnern Sie an lachende, sonnige Mussestunden. Strandbad-Photograph Ernst Zollinger, Badenerstrasse 285.

1927: Direkt an der Aare entsteht das Freibad Solothurn,Schwimmbad Solothurn eine geschlossene Badeanlage mit Geschlechtertrennung. (1962 erweitert, die historische Anlage existiert – etwas umgebaut – noch heute.)

1927 wird das Strandbad des Verkehrsvereins Flüelen eröffnet: "...ein ordentliches Bad, wie man es in einem gesitteten Land zu treffen wünscht."

1927 ist das Baujahr des Schwimmbades Zweisimmen Poster Schwimmbad Zweisimmenmit einem in die Landschaft modellierten 50-m-Becken. Das «Alpine Schwimm- & Sonnenbad» wird zum Vorbild für die Tourismusgemeinden im Berner Oberland.
(1970 wird das Becken ersetzt durch ein 25-m-Bassin)

1928 wird das Luxus-Hotel Gstaad Palace ergänzt durch dasGstaad Palace Schwimmbad Geschichte Palace-Freibad. Das Bad verfügt über ein Olympiabecken und einen Sprungturm, und es ist öffentlich zugänglich.

1928 wird das Lido di Lugano Lido Lugano 1928am Ufer des Luganersees fertiggestellt. Die Pläne stammen von Americo Marazzi. Das Lido zeigt den stilistischen Übergang von den Badehütten zu den modernen Strandbädern.

1929: Das Schwimmbad Burgdorf ist ebenso im klassizistischen Stil errichtet wie das Piscine de Motta in Fribourg. Beda Hefti ist auch hier verantwortlich für die Planung.

1929 ensteht auch das Lido Luzern. 1929 Lido LuzernEin Jahr nach Eröffnung findet in dem Strandbad die erste Schweizer Bademoden-Schau statt.

1929 wird das Schwimm- und Freiluftbad Engelberg erbaut. Es ist das «erste beheizbare Freiluftbad in der Schweiz» und gilt als als touristische und technische Innovation

1929: Otto Zollingers Konzept von Vevey-Corseaux-Plage ist ein frühes Beispiel der modernen Freizeitarchitektur (66). Die Möglichkeiten des Bauens mit Eisenbetons wird ausgereizt mit kühnen Dach- und Terrassenformen.
(Die Seebucht wird später aufgefüllt und mit Bassins versehen.)

1930: Mit dem Schwimmbad Vulpera Schwimmbad Vulperaentsteht in den Bündner Bergen das dritte Hotel-Freibad der Schweiz.
(Die Badi war lange Zeit das Freibad des Robinson Clubs Schweizerhof, aber öffentlich zugänglich. Das Hotel wird ev. unter neuem Namen weitergeführt.)

Die 1930er - der Boom der grossen Volksbäder

1931 wird das Basler Gartenbad Eglisee eröffnet. Verantwortlich für die Planung sind J. Maurizio und Beda Hefti. Wie z.B. das im gleichen Jahr eröffnete Bödelibad Interlaken zeigt es sich im Stil des Neuen Bauens.

1931 entsteht auch dieFreibad Aarburg «Badeanstalt des Fluss- und Sonnen-Bades Aarburg», das erste Schwimmbad im Kanton Aargau. Geplant wurde die Anlage von Hermann Lüscher, und ist im Aufbau ähnlich wie die Bäder in Burgdorf und Fribourg: das Becken ist eng umrahmt durch die Garderobengebäude.

1931 wird das Panorama-Schwimmbad Adelboden erbaut, initiert und finanziert von den ansässigen Hoteliers. Beda Heftis Projekt beinhaltet ein 50-m-Becken mit Sprungturm und ... einem Musikpavillon! Zutritt haben vorerst nur Gäste, Einheimische müssen draussen bleiben.

1931 Das Strandbad Diepoldsau erregt im In- und Ausland Aufsehen. Frauen und Männer gehen im Alten Rheinlauf miteinander baden - ohne trennende Abschrankungen!

1932 öffnet das Strandbad Biel seine Pforten. Die Architektur des «Neuen Bauens» zeigt sich z.B. in den kubischen Formen (Flachdächer) und der konsequenten Verwendung der neuen Materialien Glas, Stahl, Beton und Backstein. Die Bewegung hatte aber auch soziale Ziele: Dekorationen und aufwendige Baustile werden vermieden, um die Anlage kostengünstig zu erstellen. Das Strandbad Biel wird - mit tiefen Eintrittspreisen - zu einem typischen Volksbad.

1932 Strenge Funktionalität zeigt auch das neue Genfer Seebad von Henry Roche: «Bains des Pâquis». Die Anlage wird geschickt an die Hafenmauer des Genfer Beckens angepasst, die Bauten sind zurückhaltend gestaltet und lassen den Blick frei auf die Weite des Genfersees(66). Gebadet wird nach Geschlechtern getrennt (ein Frauenbad besteht noch heute).

1932 ist auch Baubeginn für das grosse Terrassen-Schwimmbad Terrassenbad Baden Plakat 1949in Baden. Wie andere Bäder auch entstand das Freibad im Verlauf von Arbeits­beschaffungs­massnahmen für Arbeitslose während der 1930er-Jahre.

1933: Das StrandbadGeneve-Plage Genève-Plage zieht bei der Eröffnung viele Besucher an. Die Entstehungsgeschichte des Bades ist eng verbunden mit dem 1916 gegründeten «Les Bains de soleil et du lac».
Das Bad wird später mit Schwimmbecken und einer Rutschbahn ergänzt.

1933: Im Strandbad Thun nutzen Jacques Wipf und Edgar Schweizer für die sehenswerte Architektur den modernen armierten Beton. Mit 50'000 m2 ist es vermutlich das drittgrösste Freibad der Schweiz (nach Bellerive-Plage in Lausanne und Bachgraben BS). Mit der Lage an der Alpenkette ist es für manche Besucher das schönstgelegene Bad Europas...

1933 wird mit dem Freibad Heiden das modernste Schwimmbad der Schweiz eröffnet. Die zweckorientierten Formen repräsentieren die Architektur des «Neuen Bauens». Die «Häädler Badi» ist bekannt wegen ihrer einmaligen Architektur und steht heute unter Denkmalschutz. Konzept: Beda Hefti.
(Saniert 2000.)

1993 ist Einweihungstermin für das kleine Bergbad Schwändi. Das alpine Bad entstand durch Fronarbeit der Einwohner.

1932-34 wird das Ka-We-De - Kunsteisbahn und Wellenbad Dählhölzli in Bern gebaut. Der Baustil folgt dem damaligen Sinne einer modernen Sport- und Freizeitanlage. Konzipiert wurde sie für «die anspruchsvolle Körperkultur der oberen Bevölkerungsschichten»(66). Das Wellenbad ist ein Renner.

1934 haben auch die Zürcher ihr Wellenbad: Das Bad Dolder startet erstmals seine Wellenmaschine.
(Die Wellenmaschine läuft heute nicht mehr)

1928-1933 wird mit Hilfe von Vereinen und Freiwilligen das Strandbad Buchhorn am Bodensee erbaut. Der Architekt Edwin Bosshardt plante eine moderne Anlage mit Gestaltungsformen, die stark vom «Bauhaus» beeinflusst wurden (schlichte, klare Formgebung und transparente, leichte Bauweise).

1932-34 wird das Terrassenbad Baden Terrassenbad Badenerbaut, und zwar - wie andere zeitgleich errichtete Bäder auch - im Zuge von Arbeits­beschaffungs­massnahmen für die Arbeitslosen in der Wirtschaftskrise. Die Pläne stammen von Alfred Gantner.

1934 kann mit dem Hallenbad Rialto das erste Hallenbad der Stadt Basel seine Tore öffnen.

Vor dem 2. Weltkrieg wird vermutlich auch dieEglisau Rheinbadi Rheinbadi Eglisau gebaut (das Erstellungsjahr ist mir nicht bekannt). Geschwommen wird in einem Becken mit Hubboden im kühlen Rheinwasser.
(Heute findet der Badebetrieb eher auf der danebenliegenden Wiese statt.)

1935 kann das grosszügig angelegte Freibad Ledi in Walzenhausen eingeweiht werden.

1936: Vermögende nehmen nach und nach die Hänge am Hallwilersee in Besitz. Das Arbeiterstrandbad Tennwil wird gegründet mit dem Ziel, der Arbeiterschaft den Zugang zum See zu sichern.
(Das moderne Strandbad ist heute eines der meistbesuchten Bäder des Kantons Aargau.)

1936: Mit dem Bellerive-Plage in Lausanne entsteht eine der eindrücklichsten Badeanlagen. Der Architekt Marc Piccard verwendet viel Glas, und die Elemente aus Beton überzeugen mit leichten, geschwungenen Formen.
(Das Bellerive gilt auch heute als eines der schönsten Freibäder der Schweiz.)

1937 geht das Strandbad Olten in Betrieb. Hermann Frey und Ernst Schindler planten die Anlage zwischen Altstadt und Aareufer.

1939 wird dasBad Allenmoos Freibad Allenmoos in Zürich eröffnet, ein grosses Parkbad. Haefeli, Moser und der Gartengestalter Gustav Amman schufen eines der schönsten Werken des Landistils. Erwähnenswert ist die Leichtigkeit der Eisenbetonbauten. Das «Möösli» bleibt die grösste Badeanlage in Zürich. (› Geschichten aus dem Badealltag, das Bad wird 1997/98 saniert)

1939 lässt der Inhaber des Restaurants auf dem Zürcher Waidbad ZürichWaidberg ein Freibad erbauen. Das «Waidbad» oder «Waldbad» verfügt über ein 50-m-Becken, mehrere Sprungbretter und eine Unterwasserbeleuchtung für den nächtlichen Schwimmbetrieb.
(1969 wird das Bad geschlossen und später abgerissen)

1903 stand auf der Lichtung auf dem waldbestandenen Waidberg ein Luftheilbad und Kurhaus. Ab 1926 wurde das Jägerhaus Waidberg als Restaurant genutzt.

Der Inhaber des Restaurants - d'Altry - liess das Freibad erbauen, ging aber 1943 Konkurs. Das Bad wechselte den Besitzer, und wurde 1969 sanierungsbedürftig geschlossen. 1972 übernahm die Stadt das Gelände.(45)

Das Schwimmbecken wurde 1983 teilweise abgebrochen und zugeschüttet. Heute befindet sich an dem Ort ein Spielplatz, nebenan ein bekanntes Ausflugsrestaurant.

Die 2009 diskutierte Option, das Waidbad wieder zu aktivieren und als ein umfassendes Gesundheitsbad anzubieten, kam wegen fehlenden finanziellen Mitteln für den Stadtrat nicht in Frage.(67) An das Freibad erinnert heute nur noch die Strasse zum Tessin Grotto - die Waidbadstrasse...

1940: Nach Plänen von Robert Walcher entsteht dasSeebad Rapperswil Seebad Rapperswil. Walcher hält sich noch an die Form der alten, geschlossenen Kastenbäder, öffnet die hufeisenförmige Seebadi aber gegen die Seeseite hin.

1941 baut der Stadtbaumeister Hermann Herter das Hallenbad City in Zürich nach dem Vorbild des Schwimmbads Gartenstrasse in Berlin-Mitte. Wie dieses besitzt das Hallenbad City eine Hallendecke aus Glas, die das Schwimmbad mit Tageslicht erfüllt.
(Sanierung 2010, die erwähnte Decke wird wieder hergestellt).

1948 wird das Schwimmbad im Moos das erste Freibad im Limmattal.

1952 wird die Betonkonstruktion des Flussbades Oberer Letten in Zürich auf dem Limmatdeich erstellt (Architektin: Elsa Burckhardt-Blum). Der Stil verkörpert (anschaulich) die Richtung des hygienischen Modernismus. Der Bau ist funktionell und verzichtet auf Schnörkel und Spielereien.

1954 wird das Strandbad Tiefenbrunnen von den Architekten Josef Schütz, Otto Dürr und Hans Nussbaumer angelegt. Es ist Teil der für die Landesausstellung 1939 fertig gestellten Uferaufschüttung am Zürichsee, und zeigt die Pavillon-Architektur der 50er Jahre.
(Sanierung 2009/10)

1949 wird dasLetzi-Bad Letzigraben-Bad in Zürich eröffnet. Architekt ist der später als Schriftsteller arbeitende Max Frisch. Das Volksbad hat grossflächige Bassins, angelegt auf einer hügelig-geschwungenen Landschaft. Angebaut ist ein Sportbad mit Oympiabecken und 10-m-Sprunganlage, in dem zusätzlichen Lernschwimmbecken machen viele Zürcher Schülerinnen und Schüler ihre ersten Schwimmversuche.
(2006 saniert und mit Wellenbad ergänzt)

1955: Das Gartenbad St. Jakob in Basel zeigt Grösse: Ein Areal mit 45'150 m2 und immensen Wasserflächen, ein Familien- inkl. Sportbad.

1960 entsteht am Zürichsee mit dem Seebad Enge ein neues Kastenbad; eine schwimmende Anlage, unterteilt in Frauen- und Männerabteile. Konzept: Robert Landolt.
(Die Frauenabteilung besteht noch heute.)

Weiterführende Links

sonnenbad.ch/geschichte – Geschichte des 1903 eröffneten Luft- Licht- und Sonnenbades in Binningen

Weitere Infos

Ado Trautmann, 26.12.2020: Freibäder Heiden und Adelboden, Baustil

Als ich vor etwa 10 Jahren das erste Mal das Schwimmbad Heiden besuchte, fiel mir der Baustil (Bauhaus) auf und erinnerte mich an das Freibad in Adelboden, das ich aus meiner Kindheit Ende 30er Jahre her kannte, allerdings nur im Winter, aber der Baustil und die Farbgebung waren zumindest sehr ähnlich. Auf einer Tafel mit der Geschichte des Heidener Bades wurde ich darin bestätigt. Ich bin mir nicht mehr ganz sicher, aber es soll der gleiche Architekt gewesen sein. Wenn ich die Farbgebung heute betrachte, so ist die Ähnlichkeit immer noch vorhanden, der Stil sowieso. Ich glaube, das wäre einer Erwähnung wert.
Ado Trautmann, 8280 Kreuzlingen

Obige Zusammenstellung ist unvollständig — ich bin dankbar für jede weitere Information:

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Quellenverzeichnis